Manfred Weisleder

(* 29. Januar 1928 in Dortmund; † 26./27. Februar 1980 in Hamburg-Altona) war Gründer des Hamburger Star-Club. Er erlernte den Beruf des Flugzeug- und Elektromechanikers. 1955 ging er als AEG-Monteur nach Hamburg, wo er zunächst als technische Hilfskraft arbeitete. Ende der 1950er Jahre fing er als Betriebselektriker auf dem Kiez an und arbeitete sich relativ schnell in der St. Pauli-Hierarchie empor. 1962 gehörten ihm diverse Etablissements auf dem Paradieshof.

Als die Baubehörde für den Paradieshof einen Notausgang verlangte, entschloss sich dieser kurzerhand, das Stern Kino zu übernehmen und als Notausgang zu benutzen. Auf Vorschlag von Horst Fascher machte er daraus einen Musikclub, den Star-Club.

Manfred Weisleder holte etliche Bands wie die Beatles aus England, ebenso sein Mitarbeiter Rolf Moonen, Bühnenmanagerin Hilde Peters. Kontake von Horst Fascher nutzte MW ebenfalls, um diese Gruppen nach Hamburg zu bringen. Fascher hatte auch einige wenige Bands auf die Hamburger Bühne gebracht, aber nicht, wie viele Admins im Web behaupten, alle Gruppen ! Ab April 1962 führte Weisleder den Hamburger Star-Club. Geschäftsführer war überwiegend Hans Bunkenburg, Horst Fascher nur kurze Zeit (saß Jahre in Haft)

Geschichtlich gesehen war Manfred Weisleder der Mann des Hamburger Star-Clubs, andere Personen unterstützen ihn allerdings. Dez.1969 schloß der Club, inzwischen mit den neuen Besitzern Dreisse,Dostal,Reichel.

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Bruno Koschmider

(* 30. April 1926 in Danzig; † 2000 in Hamburg) war ein deutscher Unternehmer. Er betrieb ab 1950 Strip-Lokale in Hamburg und galt zu seiner Zeit als „Kiezgröße“. Bekannt wurde er dadurch, dass in seinen Lokalen die Beatles erstmals längere Zeit engagiert waren und auch zum ersten Mal in Deutschland auftraten.

Bruno Koschmider trat in jungen Jahren als Zirkusartist am Trapez auf. Nach einem Unfall konnte er nicht mehr auftreten. Er selbst bezeichnete sich als kriegsversehrt.

1950 eröffnete er das „Indra“ in der Großen Freiheit in Hamburg als eine kleine Tabledance-Bar. Später eröffnete er in derselben Straße noch das Café „Heaven and Hell“, das Sexkino „Bambi“ und im Oktober 1959 den Kaiserkeller mit Platz für 700 Gäste. Zu der Zeit wollte er zusätzlich zu den Stripperinnen Musikbands auftreten lassen, mit der Absicht, dass seine Gäste dann länger bleiben würden und auch mehr tränken. Im Kaiserkeller stellte er eine Jukebox auf, bei der Rock ’n’ Roll am beliebtesten war. Gleichzeitig begann er, Beatbands auftreten zu lassen.

Gedenktafel an die Auftritte der Beatles befindet sich im Kaiserkeller

Allan Williams, ein britischer Gastronom und Musikmanager, vermittelte damals Bands aus dem britischen Raum für seinen Club und später auch für den Star-Club. Zu Anfang wollte Koschmider die Beatles nicht auftreten lassen, weil sich ihr Name mundartlich ausgesprochen wie „Penis“ anhörte. Nachdem er bereits zwei andere Gruppen engagiert hatte, schloss er während eines Besuchs in London mit Williams einen Vertrag, wonach die Beatles im Indra spielen sollten. Sie traten in der Woche 4 ½ und am Wochenende 6 Stunden ohne Pause auf und erhielten dafür 30,- DM. Das Indra wurde damals hauptsächlich von Prostituierten und ihren Freiern besucht. Sie wohnten in Räumen des Sexkinos. Nachdem sich Nachbarn über die Lärmbelästigung beschwert hatten, schloss Koschmider das Indra und die Beatles traten im Kaiserkeller auf. Dort wechselten sie sich mit Rory Storm & the Hurricanes ab und es gab in dem Club durchgehend Livemusik. Geworben wurde mehr mit der damals populäreren Band Rory Storm & the Hurricanes, die auch eine höhere Gage erhielt.

Die Beatles traten einige Male im Top Ten Club auf, der die Konkurrenz zu Koschmiders Lokalen darstellte. Koschmider war darüber verärgert und zeigte das jüngste Beatles-Mitglied George Harrison an, weil dieser sich als Minderjähriger noch nach 22.00 Uhr in einem Nachtclub aufhielt. Am 21. November 1960 wurde Harrison aus Deutschland ausgewiesen. Die Beatles wollten danach im Top Ten Club auftreten und dazu aus den Räumen von Koschmider ausziehen. Am 29. November packten Paul McCartney und Pete Best ihre Sachen und verbrannten dabei, angeblich um Licht zu haben, nach unterschiedlichen Darstellungen entweder einen Wandteppich oder Kondome. Das Feuer glomm noch, als sie den Raum verließen, und Koschmider zeigte sie wegen Brandstiftung an. Sie wurden verhaftet und nach einer Nacht in einer Zelle auf der Davidwache aus Deutschland ausgewiesen.

Danach versuchte Koschmider es wieder mit reinen Striplokalen ohne Livemusik. Er verlor seine Lokalitäten und arbeitete später als Kartenabreißer und Peepshow-Aufseher.

Im Film Birth of the Beatles (1979) wurde er von Richard Marner dargestellt, in Blackbeat von Paul Humpoletz und in In His Life: The John Lennon Story von Alex Cox.

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Horst Fascher

(* 5. Februar 1936 in Hamburg) ist ein deutscher Musikmanager und Musikpromoter. Er war kurze Zeit Geschäftsführer des Hamburger Star-Clubs.

Von 1953 bis 1959 war Horst Fascher als Boxer aktiv und 1953 Hamburger Meister im Federgewicht. Seine Karriere wurde jedoch kurz vor einem bevorstehenden Kampf gegen den amtierenden Olympiasieger Wladimir Jengibarjan wegen eines laufenden Verfahrens wegen Totschlags beendet.

1959 lernte Fascher auf einer Wettkampfreise nach England Tony Sheridan kennen. Er holte ihn zu Auftritten im Kaiserkeller und im Top Ten Club nach Hamburg. Im Top Ten war Fascher Anfang der 1960er Jahre Geschäftsführer, er verließ ihn aber wegen Unstimmigkeiten und arbeitete als Kellner auf der Großen Freiheit.

1962 lernte er Manfred Weissleder kennen, der in St. Pauli Erotikbars und zwei Kinos betrieb. Horst Fascher unterbreitete Weissleder den Vorschlag, eines dieser Kinos zu einem Musikclub umzugestalten. Weissleder ging darauf ein, und am 13. April 1962 wurde der Star-Club eröffnet. Horst Fascher wurde kurze Zeit Geschäftsführer und „Booking Manager“, vorher aber tätig als Kellner im Club. Er holte einige Musiker/Bands in den Club.

1965 musste Horst Fascher eine Haftstrafe antreten. Nach seiner Entlassung ging er 1967 mit Tony Sheridan nach Vietnam, wo er die amerikanischen GIs musikalisch betreute. Dort lernte er seine spätere Frau Enry kennen, die später Sängerin bei den Les Humphries Singers wurde. 1970 wurde ihr gemeinsamer Sohn David Fascher geboren.

1976 eröffnete Horst Fascher den neuen „Star-Club II“ am Hamburger Großneumarkt; unter den Eröffnungsgästen waren Ringo Starr und Tony Sheridan. Dieser Club war aber eine totale Pleite. In den 1980er und 1990er Jahren war er als Musikpromoter tätig.

Fascher hat auch ein kleinen Teil dazubeigetragen, dass der Star-Club Weltruhm erlang, aber ohne Weisleder gäbe es den Club nicht. Die Aussagen und zugedichteten Geschichten einiger Homepage-Admins können und wollen wir nicht unterstützen !

Der Star-Club wurde 1969 geschlossen.

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Quellen: Wikipedia, damalige Zeitzeugen Manfred Weisleder, Jens Engelhardt, Hans Bunkenburg, Dieter Beckmann, Hilde Peters, Rolf Moonen, Robert Günther, Frank Dostal sowie neun heutige Zeitzeugen (Oktober 2021) / Belege, Aussagen auf Tonmedien bzw.in Schriftform.   /   Zusammenfassung Jens-David Reynolds-Krogman, 22301 Fort Lauderdale, USA, San Clemente Way 1

jd-reynolds-krogman@gmx.net

 

 

STAR-CLUB HAMBURG aus der Sicht der Medien

Beim Abschied wurde kein letzter Walzer gespielt. Auf dem Hamburger Kiez herrscht ein anderer Ton. Auch am Silvesterabend 1969, als das Rock-Duo Hardin & York beim letzten Konzert im Star-Club mit einer 25-minütigen Version aus den Beatles-Hits "Lady Madonna" und "Norwegian Wood" das Abschiedsrequiem für den weltbekannten Musiktempel auf der Reeperbahn lieferte. Tränen, Wut und Wehmut mischten sich unter die Abschiedsklänge. "Ihr werdet noch an den Star-Club denken", schrie Kuno Dreysse, einer der letzten Betreiber, dem Publikum entgegen. Damals noch in der Band The Rivets.

Wie Recht der Rivets-Bassist behalten sollte. Eine besondere Ära war für immer vorbei. Doch selbst 50 Jahren nach der Schließung hat der Star-Club wenig von seinem Ruhm verloren. An der Großen Freiheit selbst deutet heute wenig auf die Vergangenheit des berühmten Hauses Nr. 39 hin. Seit dem Abriss nach einem Brand und dem Neuaufbau 1983 herrscht hier die nackte Realität von St. Pauli. Hinter der roten Klinkerfassade verbergen sich ein Etablissement für "Thai-Girls", eine "Star-Treff"-Kneipe, wo die Flasche Sekt mit 150 Mark abkassiert wird sowie ein "Rock-Café" und Museum im tristen Hinterhof. Nur eine schwarze Steintafel mit dem Star-Club-Schriftzug und einem Hendrix-Profil erinnert an alte und bessere Zeiten.

Der fünfzackige Stern (Am Anfang 4zackig) mit der geschwungenen Leuchtschrift ist Markenzeichen geblieben. Der Star-Club ist so bekannt wie der Cavern-Club in Liverpool, einst Heimat der Beatles. Der Kult um das Mekka der Beat-Generation an der Elbe hält an. Die Geschichte des Star-Clubs wird im Internet ebenso dokumentiert wie in Büchern und auf Tonträgern. Leider immer wieder falsch dokumentiert von "Besserwissern",welche den Club selten oder nie besucht haben. Auch 3 Bücher der gesamt 5 sind teils mit erfundenen Geschichten gefüllt. Die Schallplattenrechte liegen heute beim Multikonzern Universal Records, ebenso die Merchandise-Rechte, die an die Hamburger Firma K&K lizensiert sind. Das Geschäft mit der Nostalgie lebt, wenn auch "nicht so gewaltig, wie einige ewig Gestrige denken", versichert der Hamburger Musiker und Inhaber von K&K, Ulf Krüger, die im Internet unter www.kkbeatlesphotos.com und früher als realer Laden im Laufgraben 16 die Fans bedienten. Der Stern,Markenzeichen vom Club,ist nun nicht mehr mit dem Copyright geschützt,da die Frist von 50 Jahren erreicht wurde.

Die Star-Club-Geschichte begann weit vor Internet und E-Mail. Mit einem Anruf in der "Jacaranda Coffee Bar" in Liverpool brachte Bruno Koschmider im Sommer 1960 alles ins Rollen. Der frühere Zirkusartist wollte die Lokalhelden Brian & The Casanovas verpflichten. Ende 1959 hatte er an der Ecke Große Freiheit/Schmuckstraße mit dem "Kaiserkeller" Hamburgs ersten Rock-'n'-Roll-Club eröffnet. Die Casanovas waren auf Tour, so dass der Jacaranda-Besitzer Alan Williams seinem Hamburger Kollegen andere Gruppen unterjubelte. Eine der ersten Bands aus Liverpool, die über den Kanal reisten, waren die Beatles. "Hamburg war eine harte Schule", bestätigte John Lennon später. "Um die Deutschen auf die Beine zu kriegen und das zwölf Stunden durchzuhalten, dafür mussten wir uns mächtig ins Zeug legen. Das war die beste Schule für alle Bands."

Die Beatles hatten seit Frühjahr (( 17.August 1960 Location INDRA,St.Pauli HH )) die Hamburger im Sturm erobert und waren die Stars bei der Eröffnung des Star-Clubs am 13. April 1962. Großspurig hatte Manfred Weißleder ein Plakat mit kernigen Sprüchen drucken lassen: "Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!" Weißleders Auftreten hatte den Kiez verändert. Nur mit einem Handkoffer traf der gelernte Flugzeugelektromechaniker Mitte der Fünfzigerjahre aus Dortmund in Hamburg ein. Ein Jahr später besaß er ein Dutzend Striplokale, die er verpachtete und das Haus an der Großen Freiheit Nr. 39 kaufte.

Das ehemalige Stern-Kino, damals Besitzer und Betreiber war Cartun Halbfass, avancierte nach dem Umbau zum größten Musiktempel jener Tage. Über Jahre gaben sich die Stars die Klinke in die Hand: Beatles, Little Richard, Gene Vincent, Ray Charles, Chuck Berry, Jimi Hendrix, Bill Haley, Cream. Eine endlose Liste. Als erste deutsche Band traten die Rattles auf. "Manchmal spielten acht Bands an einem Abend", erinnert sich Astrid Kirchherr, Beatles-Fotografin und -Freundin. "Jede Stunde eine Band, ohne Pause, der Wechsel dauerte nur fünf Minuten. Nach ihren Auftritten mischten sich die Musiker unters Publikum. Wir brauchten keinen Backstagepass, um die Stars zu treffen." Viele Fotos davon und um die Bands wurden damals gemacht vom Club-Fotograf Günter Zint, später auch Ulf Krüger und Robert Günther

Weissleder galt als fairer Geschäftsmann, dessen Wort in den USA und England bei Musikern und Managern viel Wert war. Und er war clever. Geschickt sicherte er sich finanzielle Unterstützung durch die US Army, die angeblich die Flüge der US-Stars sponserte - schließlich traten die Jungs auch in den Militärstationen in Süddeutschland auf. Doch der Star-Club-Boss vernahm auch frühzeitig Misstöne. Ab 1963 gab es in Person von Amtmann Falck, genannt der "eiserne Besen von St. Pauli", immer wieder Ärger mit dem Ordnungsamt Hamburg-Mitte. Weißleder stand auf der Abschussliste. Der Frust nahm zu, die Stars blieben weg, die Fans waren enttäuscht. Im September 1967 hörte der Mann, den sie als "deutschen Brian Epstein" feierten, ganz auf. 1980 starb Manfred Weißleder an Herzversagen.

Der Niedergang des Star-Clubs war nicht aufzuhalten. Der Club war ein Kind seiner Zeit. Was drei junge Musiker partout nicht glauben wollten. Achim Reichel und Frank Dostal von den Rattles sowie Kuno Dreysse starteten den letzten Rettungsversuch. "Wir waren Idealisten", meint Kuno rückblickend. Als Moderator der TV-Serie "Kuno's" hat er auf "Hamburg 1" die Star-Club-Story aufgearbeitet. "Wir mussten als letzte Pächter den Namen aus goldenen Zeiten teuer bezahlen", erzählt Reichel.

1969 waren die Tage des Star-Clubs endgültig gezählt. Sieben Jahre dauerte die kurze Freiheit der Beatmusik. Discos waren der neue Renner, es begann die Ära der "Grünspans". Auch Horst Fascher`s (Kellner der 1.Stunde im Original-Club) Star-Club-Neueröffnung 1980 am Großneumarkt scheiterte konzeptionslos und kläglich. "Was ich als kleiner Rock-'n'-Roll-Fuzzi gespart hatte, das war nach der Star-Club-Ära weg", resümiert Achim Reichel. Seinen beiden Partnern ging es nicht besser. "Der Club war zuletzt eine Bruchbude", erzählt Kuno. "Im Winter war es eisig kalt. Wir hatten keine gastronomischen Erfahrungen. Wir waren recht naiv. Doch wir denken noch immer an die tolle Star-Club-Zeit."  ---Hamburg,1970---

 

STAR-CLUB HAMBURG aus der Sicht vom Wikipedia

Der Star-Club war ein Musikclub im Hamburger Stadtteil St. Pauli, der am 13. April 1962 eröffnet und am 31. Dezember 1969 geschlossen wurde. Die Adresse war Große Freiheit 39. Bekannt wurde der Club vor allem durch die Auftritte der Beatles, aber auch anderer bekannter Künstler.

Vor der Gründung des Star-Clubs befand sich an dieser Adresse das von Manfred Weissleder betriebene Stern-Kino. Der besitzer aber vom Stern-Kino war Cartun Halbfass.Auf Vorschlag des Musikpromoters Horst Fascher wurde dieses zu einem Musikclub umgestaltet. Die Räume des Kinos einschließlich Eingang und Balkon wurden nur wenig umgebaut. Das Gebäude stand direkt neben dem Grundstück der barocken St.-Josephs-Kirche. Betrieben wurde der Star-Club vom Gründer Manfred Weissleder; Geschäftsführer war Hans Bunkenburg, danach Horst Fascher nach seiner Kellner-Tätigkeit und seine jahrelange Haft. In den sieben Jahren seines Bestehens gastierten viele bekannte Größen der Rockmusik im Star-Club. Danach zog das Erotik-Nachtlokal Salambo ein. Das Gebäude, das nach einem Brand 1983 brachlag, wurde schließlich 1987 abgerissen.

Im Club gastierten Künstler wie The Searchers, The Liverbirds, King Size Taylor a.t.Dominoes,Chris Andrews Johnny Kidd & the Pirates, The Undertakers, Bill Haley, Chuck Berry, Little Richard, Jimi Hendrix, The Rivets, Screaming Lord Sutch, Gene Vincent, Gerry & the Pacemakers, Cream, Ray Charles, Fats Domino, The Remo Four, The Everly Brothers, Mino Reitano, Brenda Lee, Lee Curtis and the All-Stars, The Rattles, The Blizzards, Cisco and his Dynamites und Jerry Lee Lewis. Letzterer nahm dort 1964 sein Album Live at the Star-Club, Hamburg auf. Fast alle  Gruppen und Bands wurden von Manfred Weisleder und Rolf Moonen u.a. nach Hamburg geholt. 6 Gruppen holte sogar in den Anfangszeiten die "Bühnenmanagerin" Hilde Peters aus England in Co mit Fascher. Dieser widerrum war nur am Anfang dabei und im Bezug auf The Beatles sehr erfolgreich in Zusammenarbeit mit Weisleder !! Weltweite Berühmtheit erhielt der Star-Club vor allem durch die Gastspiele der Beatles, die dreimal in dem Club gastierten: Das erste siebenwöchige Gastspiel begann am 13. April 1962 und endete am 31. Mai 1962. Vom 1. bis zum 14. November 1962 gaben sie 28 Konzerte ihres zweiten Gastspiels. Das dritte Gastspiel dauerte vom 18. Dezember bis zum 31. Dezember 1962.

In einer ersten Phase (bis Juni 1964, als der Club wegen prügelnder Kellner von der Ordnungsbehörde geschlossen wurde und mit Hans Bunkenburg als neuem Geschäftsführer wieder eröffnete) traten allabendlich sieben Bands auf; jede spielte ein Konzert von einer Stunde. Zeitweise gab es auch gleichnamige Ableger in Berlin, Köln, Bielefeld, Bremen, Kiel, Flensburg, in denen dieselben Bands spielten. Bis Dezember 1965 warb eine eigene Zeitschrift Star Club News für die Konzerte. Im Februar 1969 begann die dritte Phase des Star-Club in Hamburg. Nun gestalteten Frank Dostal, Achim Reichel und Kuno Dreysse das Programm. In der Hauptsache spielten Prog-Rock-Bands wie The Nice, Spooky Tooth, Taste, Yes, Colosseum, East of Eden, Vanilla Fudge, Gun, Steamhammer, Black Sabbath (noch als The Earth), aber auch The Easybeats, Richie Havens, Ohio Express, Bandwagon und The Tremeloes. Allerdings blieb werktags häufig das Publikum aus; die Gage der Groundhogs konnte nicht mehr bezahlt werden. Das letzte Konzert am Tag der Schließung, dem 31. Dezember 1969, gaben Hardin & York.

Günter Zint, der zwischen 1964 und 1969 auch als Fotograf im Club arbeitete, und sein St.-Pauli-Museum haben einen Gedenkstein auf dem früheren Star-Club-Gelände aufstellen lassen. Dieser Stein enthielt zunächst zwei Fehler: The Who sind nie im Star-Club aufgetreten, waren aber als Gäste im Club; der übereifrige Steinmetz hatte bei der Gestaltung des Steines seine Lieblingsgruppe mit eingraviert. Jimi Hendrix wurde auf der Stele als „Jimmy Hendrix“ aufgeführt. Diese beiden Fehler wurden mittlerweile beseitigt. So ist Jimi Hendrix nun in der richtigen Schreibweise vorzufinden, und anstatt The Who wurden The Rivets verewigt. Bei der stilisierten E-Gitarre, die vom Star-Club häufig als Ergänzung zum Logo abgebildet wurde (siehe Bild), handelt es sich um eine grafische Darstellung des Modells Saturn 63 des deutschen Gitarrenbauers Hopf, erstmals veröffentlicht im Jahr 1963.  

·         Dieter Beckmann, Klaus Martens: Star-Club. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, Auch über 50 Fotos vom Fotograf Robert Günther sowie 400 weitere. 

      Ulf Krüger: Star-Club – Der bekannteste Beat-Club der Welt / The Most Famous Beat-Club In The World (zweisprachig Deutsch/Englisch), Hannibal Verlag, Höfen 2010, ISBN 978-3-85445-329-1

Günter Zint, Klaus Martens: Große Freiheit 39. Vom Beat zum Bums, vom „Starclub“ zum „Salambo“. Heyne, München 1987  

 

WEB:  Commons: Star-Club – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Website starclub-hamburg.eu

Rockarchiv: Der Star-Club Hamburg

 

 

STAR-CLUB HAMBURG - Die tatsächliche Geschichte, aufgezeichnet teils noch in der Aktiv-Phase vom Club

Der neue Star-Club-Chef jetzt zwar Hans Bunkenburg. Manfred Weissleder aber blieb nach wie vor der Boss, die bestimmende graue Eminenz im Hintergrund. An der Qualit\'e4t des Programms und der Atmosphäre des Clubs änderte sich deshalb vorerst wenig. Es veränderten sich nur die Optik.

Im Herbst 1964 wurde der Club umdekoriert. Die Skyline-Bühnenkulisse verschwand und wurde gegen einen blauen Vorhang mit dem Star-Club-Schriftzug vertauscht. Auf der Bühne dagegen blieb noch alles beim alten. Gene Vincent, Little Richard und Johnny Kidd & the Pirates gaben Star-Gastspiele, Gruppen wie die Roadrunners, lan & the Zodiacs, Lee Curtis, Liverbirds, Rattles, King Size Taylor, Remo Four und  Tony Sheridan bildeten die Alltagsattraktionen im normalen Dauerprogramm etlicher Liverpool-Bands. Ein bereits gebuchtes Gastspiel von Herman's Hermits, die in England soeben mit l'm Into Something Good ihren ersten Hit hatten, musste wieder abgesagt werden. Vier der Hermits waren noch unter achtzehn und bekamen aus Jugendschutzgründen keine deutsche Arbeitserlaubnis. Pfingsten 1965 kam durch Vermittlung von Brian Epstein erstmals eine Gruppe, die in dem Ruf stand, all das wirklich zu tun, was man den Rolling Stones andichtete: die Pretty Things. Sie machten ihrem Image dann auch jede Ehre und lieferten sich auf der Bühne eine muntere Keilerei, als deren Höhenpunkt Sänger Phil May eine meterhohe Blumenvase auf dem Rücken seines Schlagzeugers Viv Prince zerdäpperte. Wenig später reiste aus London Georgie Farne an, sein erster Hit Yeh Yeh war gerade vier Monate alt. Und dann gastierten regelmässig auch Casey Jones & the Governors, die ihre Hits und Show von Screaming Lord Sutch klauten, gegen den wilden Sutch aber eher wie zahme Verkehrskasper wirkten.
Doch langsam begann die Musik sich zu ändern. Aus Liverpool kam lange schon nur noch Standard, kein Wahnsinn mehr. Neue Gruppen tauchten in England auf, die nicht mehr so klangen wie die alte Garde. Neue Stars wurden geboren. Im Sommer 1965 war das auch im Star-Club nicht mehr zu überhören. Da nämlich begann eine Band ihr Vierwochen-Engagement, die alle sofort umhaute und in Windeseile zur totalen Hamburger Kultgruppe wurde: die VIPs. Kuno Dreysse erinnert sich:

An dem Abend hatte irgendeine englische Star-Gruppe gespielt und baute eben ihre Anlage ab. Die VIPs waren gerade aus England gekommen, kamen direkt aus dem Bus auf die Bühne und mussten jetzt erst mal aufbauen. Dadurch entstand 'ne riesige Pause, und das Volk war unheimlich unruhig. Und dann fingen die VIPs endlich an, und alle waren gleich ganz weg. Die hatten diesen schwerfälligen Rock drauf, unheimlich eigenständig, ganz das Gegenteil zu den üblichen Beat-Bands, und reichlich schwarz. Mike Harrison war der Sänger, und er klang noch geiler und erdiger als Ray Charles. Und Greg Ridley spielte dazu einen Mörderbass. Alle sahen sehr verschärft aus, so mit starken Frisuren und Koteletten und mit Samtjacken, und ihre Gitarren hingen ihnen zwischen Hüfte und Knie, das war total neu und ungewöhnlich. Da hab ich eine Gänsehaut gekriegt - wenn ich das jetzt erzähle, kriege ich schon wieder 'ne Gänsehaut! -, sie brachten alles auf eine ganz ruhige, coole Art, und ziemlich heavy.

So was hatten wir alle vorher noch nie gehört. Die VIPs haben damals sofort fast alle Musiker im Star-Club und in Hamburg ganz schwer beeinflusst! Mit den VIPs, aus denen sich zwei Jahre später Spooky Tooth entwickelten, begann im Star-Club eine neue Ära. Die alte Rock 'n' Roll-Zeit war vorbei. Die Musik hatte sich verändert und das Bewusstsein auch. Der Rock - oder Beat, wie auch immer man ihn nennen mag - hatte sich gegen alle Widerstände durchgesetzt, war von der unterdrückten Minderheitenmusik zum breiten Massensound, einer echten Volksmusik der Jugendkultur geworden. Millionen von Jugendlichen ertrotzten sich das Recht, lange Haare zu tragen. Eine neue Generation von Fans war herangewachsen, für die nicht mehr Elvis und Little Richard, sondern Beatles und Stones die Heroen waren. Und das wirkte sich natürlich aus.

Mit den VIPs begann im Star-Club auch ein neues Drogen-Zeitalter: Wenn man im Pacific bei den VIPs ins Zimmer kam, stand da auf der Fensterbank immer ein grosses Bonbonglas, wie früher beim Kaufmann. Und das war voll mit Mandrax, Prelus, Romela, Purple Heart und Cappis. Da griffen die Jungs nach dem Aufstehen immer rein und holten sich 'ne Handvoll raus, damit sie gut über den Tag kamen. Aber die VIPs haben auch immer reichlich getörnt und Trips geschmissen. Das war damals für uns noch alles sehr neu, Haschisch und so.

Im Oktober '65 gastierte der damals neben Dylan grösste Solo-Held der neuen Love + Peace-Generation an der Großen Freiheit: Donovan, der mit Catch The Wind und Universal Saldier, akustischer Gitarre und Mundharmonika eigentlich wie ein Fremdkörper zwischen all den anderen Bands wirkte. Ganz so weltfremd und bescheiden wie sein Image war der Sänger aus Glasgow freilich nicht: Immer wieder lesen wir irgendwo, dass Donovan ein anspruchsloser Boy mit Gammler-Ambitionen sei. Geld und materielle Werte bedeuten ihm nichts. An dem Tatsachengehalt dieser Sprüche kommen einem schnell Zweifel, wenn man seine Gagenforderungen kennt. Dazu die Hotel-Wünsche, die stets auf eine Zimmerflucht (!) im besten Haus am Platze gerichtet sind, kommentierte Manfred Weissleder die Auftritte wenig später in seiner Star-Club News.

1966 dann begann eine regelrechte Invasion der neuen Stars, die zweite grosse Blütezeit des Star-Club. Wie zuvor schon die Rock 'n' Roll-Könige gaben sich nun die Helden der zweiten Beat-Generation die Türklinke in die Hand. Eines allerdings hatte sich verändert: Während die Rocker noch wochenlange Star-Gastspiele gaben, kamen die neuen Bands nur noch für wenige Tage oder gar Einzelauftritte. Ihre Gagen waren inzwischen derart geklettert, dass es sich niemand leisten konnte, sie über einen längeren Zeitraum hinweg in einem Club zu beschäftigen.

Im Februar '66 kam erstmals die Spencer Davis Group, musikalisch verwandt mit den VIPs und allein schon deshalb für die Fans an der Großen Freiheit ein ganz besonderer Leckerbissen. Keep On Running stand gerade in allen Hitparaden - kein Wunder, dass der Star-Club bei ihnen wieder einmal bis zum Bersten gefüllt war. Im Mai kehrten sie für zwei weitere Tage zurück, im Herbst '66 starteten sie gemeinsam mit Dave Dee & Co. ihre erste große Deutschlandtour. Anschließend war ihre Gage so hoch, dass sie für den Star-Club nicht mehr erschwinglich waren. Nur Drummer Pete York sollte 1969 noch mehrmals an die Stätte seiner ersten Erfolge zurückkehren.

Im April folgten die Pretty Things mit ihrem zweiten Engagement. Und im gleichen Monat gastierte eine Band, deren Hits schon seit einiger Zeit auf Star-Club-Records erschienen und die neben den Beatles und Stones das Populärste und Kostspieligste war, das man in jenen Tagen auftreiben konnte: die Walker Brothers.

Bei den Walkers kostete es 10 Mark Eintritt, das war wahnsinnig viel, nur das Ray Charles-Gastspiel war noch teurer gewesen. Und im Star-Club waren unheimlich viele Mädchen, ganz im Gegensatz zu sonst, und sie kreischten und schrien, als die Walkers auf die Bühne kamen, und wurden ganz verrückt. Die drei Typen auf der Bühne waren groß, lässig und ganz cool, und sie hatten alles voll im Griff. Sie hatten nur eine Band dabei, kein großes Orchester, also der totale Spector-Sound wie im Studio war damit nicht zu machen, aber trotzdem brachten sie es sehr stark. Sie konnten wirklich gut singen, und es kam dabei reichlich was rüber.Als nächstes kamen die Small Faces, ganz wild und verschwitzt mit einem kreischenden, spuckenden Steve Marriott. Ein paar Tage später stand Manfred Mann auf 'der Bühne, mit Mike D'Abo als Sänger und dem Hamburger Klaus Voormann am Bass, der Jahre zuvor mit den Beatles im Kaiserkeller die Nächte verbracht hatte.

Der Auftritt von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich am 26. September endete in einem Gemetzel. Mit Hold Tight und Hideaway war die Band schnell zur populärsten Teenband weit und breit aufgestiegen, und dementsprechend zusammengesetzt war auch das Star-Club-Publikum. Mädchen über Mädchen, wie bei den Walker Brothers, und sie alle hatten nur ein Ziel: sich den schnuckeligen Jungen da oben auf der Bühne zu fangen. Das klappte schliesslich auch, Dave Dee wurde von der Bühne in die Menge gezerrt und fachgerecht zerlegt. Als ihn seine 2 Roadies und der Fotograf Robert Günther endlich befreit und wieder hinters Mikrofon gestellt hatten, war die Frisur ruiniert, das Hemd hing in Fetzen herab, und ein Stiefel fehlte. Aber alle hatten einen Riesenspaß dabei.

Noch mehr Hit- und Teen-Stars traten in den n\'e4chsten Wochen an: Graham Bonney, gerade mit Supergirl in den Top Ten, wand sich im knallengen lila Samtanzug wie ein P. J. Proby für Arme. Chris Andrews dagegen, der schon 1962 als Mitglied der Star-Combo im Club gastiert hatte, sah in seiner Pepitajacke zwar biederer aus, hatte aber musikalisch einiges mehr auf dem Kasten. Im November '66 spielten erstmals die Hep-Stars, damals Schwedens Teen-Band Nr. l, bei denen der heutige Abba-Mann Benny Andersson das E-Pianor bediente. Dann sollten auch noch Sonny & Cher kommen, doch zehn Tage vorher sagte ihre Plattenfirma ab, weil Sonny am Auftrittstag an einer Stimmbandkrankheit leiden würde und deswegen nur im Fernsehen zu Playbacks mimen, nicht aber live auftreten könne. Der grösste Hammer von allen Hitbands war aber Sam the Sham & the Pharaohs. Der wälzte sich brüllend so lange auf der Erde herum, bis seine Hose platzte. Seine Band stand daneben mit eisernen Mienen, alle mit dem grossen starren Blick und den ganz kleinen Pupillen. Seinen Hit Wooly Bully brachte er in jeder Show mindestens zweimal, damit alle im Saal lauthals ihr <Volle Pulle> mitgrölen konnten.

Die ersten drei Monate des Jahres 1967 brachten dann den Höhepunkt dieser zweiten Star-Club-Hoch-Zeit. Nacheinander kamen die drei wichtigsten Bands jener Periode:

Eric Burdon & the New Animals im Januar. Ihr House Of The Rising Sun lag Lichtjahre zurück, jetzt begannen Winds Of Change zu blasen, ohne bisher jedoch die Wurzeln der Band zu überdecken. Auf der Schwelle zwischen See See Rider und San Franciscan Nights boten die Animals zwei beeindruckende Konzerte. An dem Abend saßen auch The Who im Publikum, stiegen aber leider nicht zu einer Session oder einem Überraschungsgig ein. Im Februar kamen Cream. Nachmittags standen sie noch in Bremen im Beat-Club-Studio vor den Kameras, dann brausten sie mit einem Ford Transit, in dem ihre gesamte Anlage Platz hatte (!), über die Autobahn nach Hamburg. Ein Roadie baute Schlagzeug und zwei (!) Marshall-Türme auf, und ab ging's mit / Feel Free. Mehr als 1200 Menschen keilten sich in der Wahl zwischen Erstickungs- und Zerquetschungstod im engen Club und wurden Zeugen einer neuen Band-Ära, die drei Jahre später den Star-Club sterben liessen. Cream selbst sind das beste Beispiel: Sie eroberten in kürzester Zeit die größten Hallen und Stadien der Welt. In Clubs traten sie nie mehr auf. Warum auch? Abgesehen von ihrer unbezahlbaren Gage war ihr Aufwand mit der Zeit derart gestiegen, dass es sich nur noch rentierte, mit möglichst großen Shows möglichst viele Menschen zu erreichen und sie zum LP-Kauf zu bewegen. Mit Cream wuchs die Musik in eine gigantische neue Dimension, in der Lokale wie der Star-Club bald keinen Platz mehr hatten. Am 17. März schließlich kletterte ein Trio auf die Bühne, das gerade zuvor in England die erste Single veröffentlicht hatte und am ersten Abend knapp 600 Leute in den Star-Club zog. Die Band nannte sich Jimi Hendrix Experience, und was sie brachte, war das heisseste im Star-Club seit den Beatles.

Ein paar von uns hatten vorher schon Hey Joe auf Radio Luxemburg gehört, aber die Nummer sagte ja nicht viel über das, was dann kam. Hendrix schloss die Gitarre an und ließ sie gleich ganz wahnsinnig losheulen und pfeifen, wir dachten erst, seine Anlage ist kaputt. Aber dann legten Schlagzeug und Bass los, und Hendrix würgte seine Gitarre, biss `rein und spielte mit der Zunge und auf dem Rücken und unterm Knie, und er haute sie gegen den Marshall-Turm, das klang so, als explodiert gerade ein Elektrizitätswerk. Dazu verzog er ständig sein Gesicht, das war ein voller Film, der da ablief, also auf dem Gesicht konnte man richtig die Töne sehen, die er erzeugte. Dazu denn noch seine heisere Stimme, die wilden Haare und die kaputte Uniformjacke, die er am ersten Abend trug - das hat uns alle völlig fertiggemacht. Dass da noch andere Leute mit auf der Bühne standen, haben wir gar nicht mitgekriegt. Wir haben immer nur diesen Kerl gesehen, der da Sachen machte, die so total wahnsinnig waren, dass wir gar nicht begreifen konnten, dass es so was gibt. Zum Schluß hat er dann Wild Thing gespielt, über zehn Minuten lang, in einer Mörderversion. Als er fertig war, waren wir auch alle fertig. Keiner ist gegangen, alle blieben da, um ihn um Mitternacht noch mal zu sehen. Ich habe Hendrix später noch ein paarmal gesehen, aber so wild, also im wörtlichsten Sinne tierisch, und so extrem wie damals im Star-Club war er nie wieder.

Die Nachricht von dem Irrsinnsgitarristen verbreitete sich über Nacht. Am nächsten Tag waren es schon mehr als 1000 Zuschauer, und in der dritten Nacht musste der Star-Club wegen Überfüllung zeitweise geschlossen werden. Das Raumzeitalter hatte im Star-Club Einzug gehalten. Dort, wo jahrelang Hunderte von Bands immer wieder die gleiche Musik gemacht hatten, sprengte Hendrix alle Grenzen, die der Gitarre bisher gesetzt waren, öffnete den Kosmos zum freien Flug der LSD-Astronauten, wies den Weg in die Zukunft. Es gab in diesen drei Nächten niemanden, der nicht aufgeschreckt und zugleich fasziniert war von diesem Mann: Hendrix weckte uns alle wie aus einem großen Traum. Als wir die Augen öffneten, war die alte Zeit vorbei, ein neues Kapitel Rockgeschichte aufgeschlagen, das alles Vorherige vergessen liessen

Nach Hendrix kam nicht mehr viel. Was sollte ihn auch übertreffen können? Die Bee Gees, die für August angekündigt waren und dann doch nicht erschienen, sicher nicht. Im Herbst '67 zog sich Manfred Weissfleder vollständig zurück und verpachtete den Club an seinen bisherigen Geschäftsführer Hans Bunkenburg. Der fürte ihn noch bis Mai '68 weiter. In seiner Zeit kamen die Equals mit ihrer Baby Come Back -Stampfkartoffelshow, Chris Farlowe mit Albert Lee an der Gitarre und dem blutjungen Drummer Carl Palmer - der später mit Keith Emerson und Greg Lake Karriere machte -, Smoke (My Friend Jack), die Creation (Painter Man), Ben E. King, kurz darauf auch seine Ex-Gruppe Drifters, dann Teen- und Hit-Star David Garrick, der in Spitzenhemd, Dauerwelle und Samthöschen sehr niedlich aussah. Die Flower-Power-Periode zog ein mit John's Children, bei denen damals Marc Bolan Gitarre spielte. Die Band dekorierte die Bühne mit Bergen von Blumen und ihr Love + Peace-Auftritt endete damit, dass sich Sänger und Schlagzeuger derbe prügelten.

Nur einen richtigen Höhepunkt konnte Bunkenburg noch verzeichnen: die ersten Auftritte der neugegründeten Spooky Tooth, die dank ihres VIPs-Renommees sofort eine große Fan-Gemeinde und volle Häuser hatten und den Erwartungen musikalisch voll und ganz entsprachen. Wenn Mike Harrison und Gary Wright mit krummen Rücken über die Keyboards gebeugt heiser ihr Tobacco Road schrien, lief es jedem über den Rücken. Auch Spooky Tooth wurden zur Kultband, die bis zum Ende des Clubs 1969 noch mehrfach wiederkam.
 

 
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